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Ein etwas anderer Reisebericht von Sonja Wietzel-Winkler aus Hof

Eine Woche Urlaub in der Eifel …

war viel zu kurz und wird hier in schriftlicher und bildlicher Form so konserviert, dass man sie immer wieder ins Gedächtnis rufen kann.

Ein Sonntag im Sommer Arensberg/Arnulphusberg, Lavagrube, Gerolstein
Ein Montag im Sommer Daun und seine drei Maare, Manderscheid, Wallenborn
Ein Dienstag im Sommer Kronenburg, Monschau, Photographica Museum
Ein Mittwoch im Sommer Dreimühlener Wasserfall
Ein Donnerstag im Sommer Birresborner Eishöhlen, Schwarzbrennerei
Ein Freitag im Sommer Burg Kerpen, Eishöhle/Mühlsteinhöhle bei Roth, Keltengrab Müllenborn
Ein Samstag im Sommer Heimfahrt über Maria Laach

Ein Sonntag im Sommer

Unbedingt erwähnen muss ich, dass ich an diesem Morgen das erste Mal in meinem Leben Milch trinke, die direkt von der Kuh kommt. Sie schmeckt viel rahmiger und voller als zuhause aus den Supermarkt-Packungen. Bin überrascht, dass in der originalen Milch kein Dreck von Kuh und Kuhstall schwimmt oder irgendwelche komischen Batzen oder Ablagerungen aus dem Euter den Trinkgenuss schmälern. Aber meine Leute klären mich auf, dass die Milch schon vorher noch gefiltert wird. Die ganze Woche trinke ich diese wertvolle Milch, ohne Zusätze wie Kakao oder sonstiges.

Wir besuchen den Arnulphusberg bzw. Arensberg, einem erloschenen Vulkan. In den Krater kommt man durch einen Tunnel an der Seite des Vulkans.

Es ist Sonntag nachmittag, wir sind und bleiben die Einzigen dort im Krater. Ich bin sicher, an einem überlaufenen Touristenort wäre das sicher nicht der Fall gewesen. Das „Auge“ des Kraters wurde mit Steinen – im Vordergrund – symbolisiert. Das Vulkangestein, diese bröckeligen hellbraun/rosa Steinchen, sehen genau so aus wie am Vesuv, wo ich 1988 war. Die Sonne brennt uns erbarmungslos auf die Köpfe.

Der Arensberg ist die einzige bedeutende Vulkankuppe in der Gegend von Hillesheim, die aus dem Tertiär (6 – 1,7 Millionen Jahren) stammt. Die meisten anderen Vulkane entstanden nämlich im Quartär, d.h. zwischen 1,8 Millionen Jahre und heute. Bei Sprengarbeiten wurden auf dem ehemaligen Gipfel des Arensberges Funde aus römischer und mittelalterlicher Zeit gemacht. Eine alte Wallfahrtskapelle von 1182 wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. Es finden sich nur noch Reste der Kreuzwegstationen. Vermutlich war Arensberg die verschwundene Burg Spiegelberg.

Auf dem weiteren Wanderweg kommen wir gleich nach dem Ausgang des Tunnels an einer Wegkapelle, die dem Hl. Arnulphus geweiht ist, vorbei.

Der hl. Arnulf war der Sproß eines fränkischen Fürstengeschlechtes, das zu den Ahnen der Karolinger gehörte. Zuerst verheiratet und Vater zweier Söhne, wählte er später mit seiner Gemahlin den geistlichen Beruf und wurde 614 Bischof von Metz. In dieser Stellung war er der einflußreichste Berater des fränkischen Königs Dagobert I. (623-39), bis er sich 629 in die Einsamkeit des Klosters Remiremont zurückzog, um hier am 16. August des Jahres 641 sein Leben zu beschließen. In der Abtei St. Arnulf bei Metz fand er eine letzte Ruhestätte.

Quelle dieses Textes: www.st-arnulf.de
Aus dem Wald kommend laufen wir eine Zeit lang auf einem unbefestigen Weg zwischen Wald und Weizenfeld. Hellrote Mohnblüten geben einen hübschen Kontrast zu den gelb-grünen Weizenähren.

Weiter geht es durch den Wald an der Anhöhe Büchenbüsch entlang. Irgendwann geht der Weg undefiniert über offene abgemähte Wiesen. Die Hochspannungsleitung von vorhin kreuzt wieder den Weg. In gerade noch Sichtweite auf der anderen Seite der leichten Talmulde führt ein Schäfer mit viel Geschrei und Hundsgebell eine riesige Schafherde von einem Feld über die Landstraße weiter den Hügel hoch.

Nun sind wir in Kerpen. Wir haben Hunger und gehen ins kleine Landcafé, bzw. sitzen draußen. Mathis und ich essen einen leckeren Flammkuchen.

Über einen kleinen bewaldeten Hügel – auf der Karte steht Hillesheim Felschbach – geht es wieder nach Loogh. Wir witzeln später, wenn wir mit dem Auto vorbeifahren, denn: der Fußweg durch den Wald von Kerpen nach Loogh ist mindestens zweimal kürzer als die Straße. Die Straße führt nämlich um den ganzen Hügel herum.

In Loogh spielen wir mit Kätzchen, die ganz klein und süß sind. Eine kleine Schwarze versucht dauernd, Mathis Jeans hochzuklettern. Was ihr ziemlich weit gelingt.
Abends wollen wir nach Gerolstein fahren. Durch eine Sperrung des Kylltals wegen eines autofreien Sonntags müssen wir die doppelte Strecke fahren als normal, also 32 km statt nur 16 km. Am Straßenrand lesen wir das Hinweisschild „Lavagrube“. Natürlich sind wir neugierig, was das ist, und biegen ab. Es ist eine Art Bergwerk, wo Lavagestein abgebaut wird. Alle warten schon im Auto und ich fotografiere in aller Ruhe die von der Abendsonne durchfluteten Pflanzen, die aus dem schwarzen Gestein ragen.

Wir sind in Gerolstein. Die rötlichen Streifen auf der Pflasterung der Fußgängerzone hat wahrscheinlich keine andere Stadt, ein unverwechselbares Kennzeichen. Die Fotos zeigen keinen Gesamteindruck von Gerolstein, sondern nur einen winzigen Ausschnitt.

Folgende Aussicht finden wir besonders reizvoll – es sieht aus wie eine Naturbühne. Dieser Hang ist so verlockend, dass wir nach dem Pizzaessen bei Costa Verde hinaufklettern. Extremes Gegenlicht beim Sonnenuntergang verursacht diese Lichtstimmung mit der Kirche.

Ein Montag im Sommer

Zuerst besuchen wir den Hofladen eines benachbarten Bauers in Loogh. Es ist die Eifeler Hofkäserei Gröner. Wir kaufen von den drei Käsesorten Bergkäse, die er im Angebot hat und die er aus dem Kühlraum holt, in dem viele kleine Käseräder auf Regalen liegen: Knoblauch-Paprika, Brennessel, neutral. Außerdem nehmen wir vier Rindswürste aus eigener Herstellung zum Grillen. Irgendwie hat man ein ganz anderes Gefühl zu den Lebensmitteln, wenn man weiß, wo alles herkommt. Die Kühe stehen nebenan im Stall.

Nachdem die Sachen im Kühlschrank in der Ferienwohnung verstaut sind, starten wir zum Ausflug nach Daun und den drei Maaren: Gemündener Maar, Weinfelder Maar und Schalkenmehrener Maar. Wir parken auf einem Parkplatz beim Weinfelder Maar in der Nähe der Kirche.

Den anderen Namen Totenmaar hat das Maar wegen der kleinen Kirche und dem nebenliegenden Friedhof bekommen. Die Kapelle am Totenmaar oder Weinfelder Maar ist der einzige Überrest des Dorfes Weinfeld, der noch für das Jahr 1512 urkundlich belegt ist. Die Einwohner dieses Ortes sind wahrscheinlich infolge einer Pestepedemie, wegen Brand oder Krieg abgewandert oder ausgestorben. Die dem heiligen Martin geweihte Kirche ist eines der ältesten Gotteshäuser der Eifel. Auf dem Friedhof der Kirche bestatten die Einwohner von Schalkenmehren ihre Toten.

Wir laufen halb im Uhrzeigersinn um das Maar herum. Am Weinfelder Maar darf man fast nichts, aber das ist gut so.

Eisessen war erlaubt und das war gut, denn es hielt kurz nach diesem Foto zufällig ein Eismann mit seinem Eiswagen auf dem Parkplatz beim Zwei-Maare-Blick.

Wir haben auf der anderen Seite des Maares das gleiche Schild gesehen, aber da war das Rot vom „Durchstreicher“ völlig weggebleicht. Könnte zu Missverständnissen kommen…

Vom Zwei-Maare-Blick zwischen Weinfelder und Schalkenmehrener Maar laufen wir bei gerade noch auszuhaltender Hitze hinauf zum Dronke-Turm auf den 581 m hohen Mäuseberg. An einer Infotafel lesen wir diese Höhe des Mäusebergs.

Jedenfalls sehen wir beim „Aufstieg“ nirgendwo diesen Turm und wundern uns, ob wir auch richtig sind. Nach einem kleinen Hochplateau entdecken wir ihn im Wald und Gebüsch. Richtig, er ist nicht viel größer als die Bäume und ist ziemlich klein (11 Meter hoch), aber robust. 1902 wurde dieser auf dem 560 Meter hohen Mäuseberg zu Ehren des Gründers des Eifelvereins, Dr. Adolf Dronke, erbaut. Siehe da, im Internet ist der Mäuseberg 560 m statt 581 m hoch.

Nach dieser Wanderung fahren wir nach Schalkenmehren. An diesem Maar ist mehr los. Es wird gebadet und getretbootet. Außerhalb des offiziellen Strandbades ist das Baden eigentlich nicht gern gesehen, aber wer die eigene Gefahr dabei nicht scheut, der kann das tun. In einem Café entspannen wir uns. Mathis füttert einen spitzbübischen Spatzen mit ein bisschen Waffel von seinem Nußknacker-Eisbecher.

Noch eine kurze Übersicht über die drei Maare:

Gmündener Maar Weinfelder Maar / Totenmaar Schalkenmehrener Maar
Tiefe 38 m 51 m 21 m
Umfang 975 m 1525 m 1775 m
Meereshöhe 406 m 484 m 420 m

Wir fahren nach Manderscheid und waten mit Storchengang durch die Kneipp-Anlage. Zwei weibliche Kurgäste warnen uns, nicht gleichzeitig, d.h. bei einer Anwendung, das Fußbad mit dem Armbad anzuwenden. Es ist aber bereits geschehen, weil das Anwendungshinweisschild zur Hälfte wegen verdeckendem Grünzeug nicht lesbar war. Ist mir eigentlich schnuppe, habe keine Kreislaufprobleme. Ich spring‘ immer im Dreieck, haha. Als die Damen wieder abgezogen sind, lasse ich meine Arme ein zweites Mal in das eiskalte Wasser tauchen. Muss man doch ausnutzen, wenn man sowieso „Uhrlaub“ hat und keine Armbanduhr trägt.

Auf der Straße, die wir fahren, um nach Wallenborn zu kommen, fahren wir an der Manderscheider Burg vorbei. Mein Vater ist enttäuscht, weil die Burg nicht blau und gelb angemalt ist, wie sie im HB Bildatlas abgebildet ist. Ich hatte das Bild auch schon vorher gesehen und bin fast darauf reingefallen. Aber mein geübtes Fotografen-Auge sagte mir, dass es sich um eine getürkte Dämmerungsaufnahme bzw. Doppelbelichtung handeln musste. Die Burg wurde nachts bei Beleuchtung fotografiert. Die hellen, beleuchteten Stellen wurden gelb, die Schatten blau. Der Hintergrund, der Wald, war aber immer noch so grün wie am Tage.

Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich leider das Bild aus dem Atlas nicht zeigen, dafür aber die Burg bei normalem Tageslicht.

Wir stellen fest, es gibt unheimlich viele Burgen in der Eifel. Warum? Sie künden von der politischen Zerrissenheit des Berglandes im Westen Deutschlands und den Streitigkeiten der großen und kleinen Territorialherren.

Der Wallenborn, ein natürlicher Springsprungen, im Volksmund Brubbel genannt, ist wirklich einen Besuch wert. Das deutsche Pendant zum Old Faithful im Yellowstone Nationalpark/USA! Als wir ankommen, geht er innerhalb von drei Minuten bereits hoch. Zu schnell, um Fotos zu machen. Man weiß ja nicht, was auf einen zukommt. Beim zweiten Mal – das hieß ca. 35 Minuten warten – entsteht diese Bildfolge, die ich hier als zwei animierte Gifs anpreisen kann. Allerdings hatte ich kein Stativ, deshalb wackelt alles ein wenig.

Übrigens, wenn es der Brubbel hochgeht, fängt es an, etwas nach faulen Eiern bzw. Schwefel zu müffeln. Aber sehr dezent.

Der Brubbel ist eine kohlensäurehaltige Quelle vulkanischen Ursprungs. Ein Liter Brubbelwasser enthält neben vielen Mineralen und Spurenelementen ca. 3000 mg gelöstes Kohlendioxid. Die Quelle war nicht von Anfang an so. Erst eine Bohrung im Jahr 1933, die klären sollte, ob eine Nutzung des Brubbelwassers in Frage kommt, war der Beginn des spektakulären Erscheinungsbildes. Aus der Tiefe aufsteigende Kohlensäurebläschen bringen das ca. 9 Grad kalte Wasser in Wallung. Es ist wie mit einer Flasche Mineralwasser, die man vorher geschüttelt hat. Es kocht nicht, auch wenn so aussieht.

Wie man sieht, lockt das spritzige Spektakel einige Leute an.

Ein Dienstag im Sommer

Heute tauchen wir in die Welt der Touristenorte ab. Unser Ausflug geht zunächst nach Kronenburg, einer Burgruine mit einem Städtchen noch innerhalb der ursprünglichen Stadtmauer.

Burg und Ort sind auf einem Bergsporn errichtet, der mit dem anschließenden Gelände nur durch einen schmalen Sattel verbunden ist. An der schmalsten Stelle liegt das Nordtor, das nach Kriegszerstörung 1945 wieder aufgebaut wurde. Außerhalb der Ringmauer, die Ort und Burg umgibt, fällt das Gelände nach allen anderen Seiten steil ab. Der untere Teil der Siedlung war damals den Bauern und Handwerkern vorbehalten, die den Schutz der Burgmauer genossen, aber im Gegenzug zu Dienstleistungen verpflichtet waren. Der heutige Mauerumfang war im 15. Jahrhundert fertiggestellt und wurde später nur geringfügig verändert, z.B. wurde das Osttor geöffnet, damit Fußgänger schneller ins Kylltal gelangen konnten.

Eine Kirche, die Johanniterkirche, gab es in Kronenburg natürlich auch. Das kirchliche Leben Kronenburgs lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Zu dieser Zeit verfügten die Johanniter, der älteste geistliche Ritterorden, über einen Grundbesitz aus einem Haus sowie Äckern und Wiesen. Die Pfarrkirche wurde bewusst innerhalb der Verteidigungsanlage errichtet, so dass der Kirchturm gleichzeitig als zusätzlicher Wehrturm fungieren konnte.

Wunderschöne Glasfenster inspirieren mich wieder einmal, diese in Windowcolor nachzumalen. Aber bisher habe ich das noch nie gemacht, weil ich eigentlich mehr auf die eigene Kreativität setze. Das Marienfenster in der Nähe des Ausgangs erinnert an die bedrohliche Situation in den ersten Monaten des Jahres 1945, als das Kylltal unter schwerem Beschuss der amerikanischen Armee lag und die Bewohner Kronenburgs den Beistand der Gottesmutter anriefen.

Nach Kronenburg geht es weiter nach Monschau, ein niedliches Städtchen mit vielen Fachwerkhäusern, aber eine Touristenhochburg. Das grüne Bähnchen, dass mit meist älteren Touristen seine Runden durch die Gassen zieht, finden wir schrecklich. Auch im Sommer sind die Wagons mit – auch noch getönten – Plexiglasscheiben versehen. Ein Blick nach oben ist auch nicht möglich. Was soll man da großartig sehen können? Wir bedauern jedesmal die eingesperrten Mitfahrer, wenn so ein Ding an uns vorbeizuckelt.

Wir laufen weiter durch die Stadt und kaufen uns in einem Laden zwei Aachener Printen, weil wir noch nie welche gegessen haben. Der Preis von 5 € für beide veranlasst uns später in einem Café zu Spekulationen, wie viel Umsatz der Ladeninhaber wohl am Tag machen muss, damit die Kosten für seinen Laden oder auch für evtl. Angestellte gedeckt sind.

Im Stadtplan mit Sehenswürdigkeiten-Auflistung (für 50 Cent) ist ein interessantes Museum aufgeführt: das Eifeler Photographica & Film Museum ==) www.altstadt-post.de. Meine Eltern überlassen uns den Stadtplan und gehen ihre eigenen Wege. Und wir suchen die Laufenstraße 40. Das Museum befindet sich einem kleinen Häuschen, der Sammler persönlich – ein gelernter Fotograf – macht uns auf. Im Erdgeschoß sind auf kleinem Raum in etlichen Vitrinen und auch freistehend Hunderte -Tausende? von Kameras aus allen Jahrzehnten und von allen möglichen Marken zu sehen. Digitale sind noch nicht dabei. Seine Plattenkameras sind auch schon sehr alt und aus dem 19. Jahrhundert. Er nennt uns genaue Jahreszahlen zu den Apparaten, aber vor lauter Frust, dass ich vergessen hatte, wann der Joseph Nicéphore Niépce mit seinen Belichtungsversuchen überhaupt anfing herumzuprobieren, merke ich mir seine Zahlen nicht.

Jetzt weiß ich’s wieder: Das älteste erhaltene Bild mit einer Heliographie, einem Positiv-Verfahren, stammt aus dem Jahr 1826/27 und erforderte eine Belichtungszeit von acht Stunden auf einer beschichteten Zinkplatte. Das war das berühmte Blick aus einem Fenster.

Auch wenn mich Fototechnik nie so wahnsinnig interessiert hat, faszinieren mich die vielen Kleinigkeiten an den Kameras und in den Auslagen, alte Filmpackungen oder auch Fotos, die nach 100 Jahren immer noch so aussehen wie damals. Das gute alte Fixierbad wirkt beständiger als mit dem Tintenstrahler ausgedruckte Fotos oder sogar Fotos in digitaler Form auf CD oder DVD! Trotzdem wird vieles an Technikwissen im analogen Bereich wohl irgendwann nie mehr benötigt werden und auch vergessen werden. Wo in welchem Bereich – außer Kunst und Hobby – ist eigentlich die analoge Fotografie mit Film und Dunkelkammer noch zwingend erforderlich?

Unter dem Dach bzw. im ersten Stock befindet sich alles Mögliche zum Film: jede Menge Filmprojektoren, Filmkameras, Filmschneidegeräte und Zubehör aus allen Epochen. Nicht weniger interessant als der Fotobereich.

Wann fing das mit dem Filmen an? Am 1. November 1895 führten die Brüder Emil und Max Skladanowsky im Berliner Varieté „Wintergarten“ die ersten „lebenden Bilder“ vor. Der dritte Bruder Eugen drehte bereits Kurzfilme, die etwa 15 Minuten dauerten. Jedoch war der Apparat der Brüder Skladanowsky dem Kinematographen Lumières technisch unterlegen. Leider fehlte es ihnen auch an Geld, um ihre Erfindung auszubauen und zu verbessern.

Vom Museum führt eine Gasse zu einem Fußweg (siehe oben), der zur Hallerruine geht. An der Gasse steht wieder ein Fachwerkhaus, wo die Balken so schief eingezogen sind. Scheint eine Spezialität bzw. Eigenheit in Monschau zu sein.

Wir sind oben an der Hallerruine und haben einen tollen Ausblick auf Monschau. Wir sehen eine Kirche an einer Stelle der Stadt, wo wir noch nicht waren. Auf dem Bild ganz rechts zwischen in den Bäumen mit den dunklen Blättern.

Wieder unten entdecke ich an einer dunkelgrünen Tür folgendes Bild. Was soll das alles darstellen?

Wir suchen die vorher gesehene katholische Pfarrkirche St. Mariä Geburt auf, und ich kriege einen Schreck – so etwas habe ich noch nie gesehen. Nach dem Eingang in das Kirchenschiff versperrt ein weißes Gitter mit Gitterblechen im Abstand von ca. 25 cm waagrecht und senkrecht über die gesamte Frontbreite und -höhe den Eingang und den freien Blick auf den Altar. Es erinnert an einen Kerker. Die Kirche ist sehr dunkel. Etwas Gutes hat das Gitter: für eine Belichtung von einer halben Sekunde mit Aufhellblitz kann ich die Kamera in so ein Gitterquadrat stecken und aufstützen. Das Bild wird aber trotzdem leicht unscharf.

Erst nach dem Urlaub – bereits am Laptop sitzend – lese ich das von mir fotografierte Kirchenhinweisschild, das links neben der Kirchentüre hing. Da wurde mir klar, warum alles vergittert war.

Die alte katholische Pfarrkirche wurde 1649/50 erbaut. Die Pfarrei war seit 1640 von der Mutterkirche Konzen unabhängig. Die reiche barocke Ausstattung des 17. und 18. Jahrhunderts erhielt sie zum Teil aus Kloster Reichenstein und Kloster Mariawald. Der silbervergoldete Liberatussschrein wurde 1769 von Anton Reuter für diese Pfarrkirche angefertigt.

Auf dem Weg zum Auto kommen wir an einem Grundstück und an dieser Szene vorbei.

Wir treffen uns mit meinen Eltern am Handwerkermarkt wieder, wo auch das Auto geparkt ist und fahren „heim“.

Ein Mittwoch im Sommer

Den Wanderweg Nr. 15 zum Dreimühlener Wasserfall hätten wir von Kerpen aus auch schon starten können, die Beschilderung ist vorhanden. Aber wir müssten ein zu langes Stück zum eigentlichen Rundwanderweg zurücklegen. Wir wären wie am Anfang der Schnur an einem Luftballon gewesen. Wir möchten sozusagen gleich am Luftballon beginnen und fahren zu einem günstigeren Platz.

Wir parken in einem Gebiet, wo es viele Wochenendhäuser gibt, bei einem Sportplatz und laufen los. Der nahe gelegene Wald zu unserer Linken heißt „Auf den Bänken“. Erst überqueren wir die Straße, die von Niederehe nach Üxheim führt. Nach zwanzig Minuten erreichen wir eine Schutzhütte, die auch auf der Wanderkarte eingezeichnet ist und bereits zum Dreimüllerwald gehört. Auf die Holzwände in der Hütte waren rundherum einmal Kunstdrucke mit naiver Kunst geklebt. Das, was noch davon übrig ist, und kombiniert mit jugendlichen Schmierereien ist für mich eine weitaus interessantere Kunstform.


Die Erlebnisse auf dem nächsten Streckenabschnitt zum Wasserfall finde ich ziemlich skurril. Zuerst sehen Mathis und ich einen riesigen bzw. recht großen Hasen durch den Wald hoppeln. Eine halbe Minute später – ich laufe Mathis ein paar Schritte weiter voraus – kommt dieser Hase in einer Schneise direkt auf mich zu. Er scheint mich nicht wahrzunehmen! Aber ich finde diese Situation so grotesk, dass ich Mathis laut zurufe: „Hey, das gibt’s nicht, der kommt auf mich zu!“ Das hat der Hase wohl gehört und ist seinerseits erschrocken. Schnell hat er – ungefähr 15 Meter von mir entfernt – einen Haken geschlagen und ist seitlich in den Wald verschwunden.Kurz nach dem Hasenerlebnis sehen wir ein seltsame Pflanze, die wir noch nie gesehen haben. Sie sieht aus, als wenn ein paar kleine unreife grüne Weintrauben auf einem senkrechten Stil sitzen. Was ist denn das?

Nun sind wir am Wasserfall. So ein Gebilde aus hängenden Moosen und Pflanzen, das ständig mit acht Grad kaltem Wasser von oben begossen wird, haben wir noch nie gesehen. Es ist toll und wir bleiben ziemlich lange. Nach längerer Betrachtung entdecke ich, dass auf der linken Seite mit etwas Phantasie ein Halbmond mit Gesichtsprofil zu erkennen ist. Ob das in ein paar Monaten immer noch so ist? Die Formen des Wasserfalls ändern sich im Laufe der Zeit nämlich immer wieder.

Der Wasserfall ist wohl einer der interessantesten Wasserfälle der gesamten Eifel. Wegen seiner Einmaligkeit wurde der Wasserfall von Dreimühlen – er ist das nördlichste Kalksintervorkommen in Europa – zum Naturdenkmal erklärt. Er ist durch Karbonatablagerungen von drei stark kalkhaltigen Quellzuflüssen des Ahbaches entstanden. Solche Ablagerungen bezeichnet man als Kalksintergesteine. Seit der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren ist eine 300 Meter lange und 100 Meter breite Sinterbank entstanden. An dem Moospolster fallen stündlich 500 g Karbonat aus. Das heißt, dass der Wasserfall jährlich 10 cm Richtung Ahbach wächst. Zwischen 1912 und 1986 entstand so eine ca. 8 Meter lange, 5 Meter hohe und drei bis 1,5 Meter breite Kalksintermauer. Wie weit ist Ahbach entfernt und wie lange dauert es, bis die Mauer den Ort erreicht hat?

Nachdem wir uns von dem Wasserfall getrennt haben, steigen wir den Hang wieder nach oben und kommen wieder an der Stelle vorbei, wo auch schon ein bisschen Wasserfall stattfindet. Es sieht aus wie ein gewöhnlicher Gebirgsbach, der über ein paar Stufen Gestein nach unten plätschert. Das frische klare Wasser lädt dazu, dass man bei der Hitze die Füße damit abkühlt.

Als wir unsere Fußbadestelle verlassen, kommt ein Pärchen im mittleren Alter. Die Frau stellt sich hin und filmt mit einer Videokamera lange und intensiv diesen kleinen unspektakulären Wasserfall. Wir sagen nichts und lachen ins uns ins Fäustchen. Wenn sie meinen, dass dies die richtige Stelle ist?!

Nach über einer halben Stunde Weiterlaufen bis weit nach dem Paulushof spüren wir immer noch überdurchschnittlich warme Füße. Wieder überqueren wir wieder die Landstraße von Niederehe nach Üxheim. Als wir eine Rast bei der Einfahrt zu einem Kalkstein-Steinbruch machen, hat sich die Fußtemperatur wieder normalisiert. Der weitere Weg verläuft ohne besondere Ereignisse auf Wald- und Feldwegen. Es ist angenehm zu laufen ohne große Steigungen und Gefälle und die Natur zu genießen.

Das Wetter wird schlechter. Regenwolken sind schon länger aufgezogen und wir kriegen kurz vor Ziel die ersten Tropfen ab. Als wir zurück „zuhause“ sind, bricht ein heftiges Gewitter aus, das uns eine Stunde in der Wohnung festhält. Aber danach ist wieder eitel Sonnenschein. Die Wolken sind wie weggeblasen, der Himmel ist leuchtend blau. Das kleine schwarze Kätzchen ohne Namen ist noch ganz nass, aber schon wieder aktiv beim Hose-Hoch-Klettern, diesmal auch bei mir. Sie schafft es bis zur Strickjacke hoch und hängt dann mit ihren Krallen freibaumelnd daran. Aus dieser Lage muss ich sie befreien, einige Fäden meiner Jacke haben sich um ihre Krallen gewickelt. Jedenfalls ist für mich und Mathis nach dem Katzengewusel das Wetter wie geschaffen für einen kleinen Wanderspaziergang gleich von zuhause aus.

Wieder laufen wir am Wald oberhalb des Bauernhofs entlang. Es gibt einen Weg am Waldrand im Wald, der parallel zu dem Weg am Waldrand außerhalb des Walds verläuft. Weiter oben vereinigen sich diese beiden Wege wieder zu einem. Etwas weiter ist eine Bank, auf der wir uns setzen. Wir beobachten mit Spannung eine Szene aus dem Tierleben, die ca. 15 Minuten dauert und gleich neben der Bank im nassen Gras stattfindet: eine Schnecke mit Haus kreuzt im rechten Winkel den Weg einer Schnecke ohne Haus. Einen kurzen Moment berührt die Hausschnecke, die etwas ungeduldiger schien, den Körper der Nacktschnecke. Das macht dieser aber nichts aus. Sie setzt ihren Weg geradlinig fort. Und die Hausschnecke wartet.

Wir laufen den Hang wieder hinunter und kreuzen den Weg, der aus dem Ort führt. Diesmal erschreckt mich der Hund nicht, der am Samstag Abend unter dem Traktor saß und mich davon abhielt, ein Hufeisen vorne auf dem alten Traktor zu fotografieren. Der Hund ist heute glücklicherweise nicht da, aber ich habe die Kamera nicht dabei.
Wir laufen auf der anderen Seite des Dorfes wieder in den Wald hinein und drehen unsere Runden am Hönselberg, uns nach der Wanderkarte orientierend. Die noch nassen tropfenden Blätter der Laubbäume leuchten magisch durch die Abendsonne. Es ist eine erholsame Atmosphäre in diesem Wald nach dem reinigendem Gewitter.
Wir entdecken auch die Stelle, wo wir die Wandermarkierung vom Sonntag vermuten: hinter dem Holzstapel.

Ein Donnerstag im Sommer

Weil ich gewisse Vorstellungen habe, wo wir hin müssen, übernehme ich die Navigation nach Gerolstein über Lammersdorf, um in der Nähe des selbst ausgedachten Wanderweg-Beginns gleich zu parken. Mit diesem Einstieg wollte ich eine lange Lauferei den felsigen Berg „Munterley“ hoch „vornherum“ vermeiden und gleich bei der ersten Attraktion, der Buchenlochhöhle, sein. Aber denkste: da wir nur die Wanderkarte haben, aber keinen richtigen Ortsplan, ist das schwieriger als ich gedacht habe. Wir biegen viel zu spät rechts in ein Wohngebiet ab.

Wir steigen aus und mokieren uns halb und amüsieren uns halb über diesen – je nach Sichtweise – vergewaltigten oder wohlgestalteten Lebensbaum in einem Vorgarten der Straße:

Keiner weiß genau, wo wir sind. Wir laufen ratlos diskutierend herum. Eine lebensgroße Werbefigur auf einem Fahrrad von Gerolsteiner Sprudel kann uns auch nicht helfen. Plötzlich kommt eine Frau aus einem Haus und geht auf uns zu. Sie fragt uns, ob sie uns helfen kann! Natürlich sehr! Sie zeigt uns die Stelle auf der Karte, wo wir uns befinden. Sie sagte sie habe gerade Marmelade eingekocht und uns gesehen, wie wir umherirren. Das ist doch echt nett! Wir sind nämlich in dem Tal zwischen dem Auberg und der Munterley. Den Auberg nennen wir im Laufe des Urlaubs immer „die Hand“, weil die Felsen aussehen wie fünf Finger einer Hand.

Nun hieß es doch, an der Munterley „vornherum“ hinaufzusteigen. Es ist aber nicht so beschwerlich. Felsbrocken bekamen wir trotz Warnung auch nicht auf den Kopf.

Für unsere Mühen werden wir mit einer tollen Aussicht auf Gerolstein belohnt, auch wenn die Sonne nicht gerade lacht. Den Bus muss ich unbedingt auf das Bild kriegen.

Weiter geht es vorbei an dem Ergebnis einer 72-Stunden-Aktion. Eine Messdienergruppe – lauter Kinder – haben zwischen Munterley und Buchenlochhöhle eine Entbuschung vorgenommen und Nistkästen gebaut. Das alles in 72-h-Stunden, eine gute Idee – finden wir. Bevor sich Aktivitäten ewig hinziehen, kann man auch mal richtig reinkrachen.

Nun sind wir an der Buchenlochhöhle. Nicht besonders tief und interessant, das Loch. Wir wissen nicht, dass wir heute Abend noch viel tollere Löcher bzw. Höhlen zu sehen bekommen.

Viel schönere größere Höhlenfotos unter www.hoefo.de

Es geht weiter über die Papenkaule, einem sog. trockenen Maar. Wir folgen bis zur Kasselburg den sog. Vulkanweg. Der ehemalige Krater hat seit seiner Entstehung nur wenig an Tiefe verloren. Er besitzt immerhin noch eine Tiefe von 20 m und einen Durchmesser
von etwa 80 m.

Danach kommen wir an einem Feld mit eigenartigen Feldfrüchten vorbei und stellen fest, dass es ganz normale Erbsen sind.

Bald gibt es etwas Historisches zu sehen, nämlich einen gallo-römischen Tempelbezirk. Oder besser das, was davon übrigblieb.

Seit 1833 weiß man von einigen Grabungen von Laien und Fachleuten in diesem Gebiet. Zuletzt wurde das Heiligtum 1985 bis 1990 von Mitgliedern des Eifelvereins freigelegt und gesichert. Innerhalb eines fast rechteckigen Bezirkes konnten mindestens sechs Gebäude nachgewiesen werden. Eine vielleicht 80 cm hohe Mauer grenzte den heiligen Bezirks (temenos) vom profanen Teil der Kultstätte ab. Mittelpunkt des Heiligtums muss ein gallo-römischer Umgangstempel gewesen sein. Dieser Typ Tempel war in Gallien und Britannien weit verbreitet. Laut einer Bauinschrift wurde er am 5. Oktober 124 n. Chr. der sonst unbekannten Göttin Caiva geweiht. Eine Inschrift besagt, dass Marcus Victorius Pollentinus der Göttin Caiva auf seine Kosten einen Tempel geschenkt hat.

Die Dea Caiva, im heutigem Sprachgebrauch besser Mutter Caiva genannt, war eine der Schutzpatroninnen der keltischen Bauernschaften, die damals den Raum Gerolstein und Pelm hinaus bewohnten. Interessant: Die Feststellung, daß der Kalkmörtel im Gemäuer härter war als viele der verbauten Steine, machte lange Kopfzerbrechen. Der Kalk war nicht mit Wasser, sondern mit Milch gelöst worden. Es hatte sich nicht kohlensaurer, sondern milchsaurer Kalk gebildet, der nahezu unverwüstlich ist. Es wurden chemische Analysen gemacht, die diese Aussage bestätigten.

Die Römer mit G. J. Caesar (58-50 v. Chr.) eroberten das Gebiet. Die Kelten waren bei den Römern die Gallier. Die Römer nahmen die Religionen der unterworfenen Völker in ihren Götterkult auf. Es heißt, das die Kelten von den Römern den Steinbau, d.h. das Kalkbrennen und Mörtelbereitung übernahmen.

Nun sind wir an der Kasselburg mit seinem Adler- und Wolfspark angelangt. Während unserer Mittagsbrotzeit auf einer Bank oberhalb der Landstraße haben wir einen tollen Ausblick auf Pelm.
 Die orangen städtischen Fahrzeuge sind unterwegs und mähen den Straßenrand. Es gibt immer wieder unschöne, ungesunde Geräusche, wenn das Mähblatt irgendwelche feste Gegenstände streift.

Eine kleine Enttäuschung folgt. In dem Prospekt des Adler- und Wolfspark Kasselburg steht, dass die Greifvogel-Vorführungen und die Wolfsfütterung zwischen 13 und 15.45 Uhr stattfinden. Aber vorne am Eingang des Parks ist ein Schild angebracht, auf dem zu lesen ist, dass jeden Tag die Greifvogel-Vorführung um 15 Uhr und die Wolfsfütterung um 15.45 Uhr beginnt. Aber jetzt ist es erst 13 Uhr! Zwei Stunden in dem Park aufhalten ist uns einfach zu lang!

Die beste Lösung ist es, zurück zum Auto zu wandern und danach mit dem Auto noch einmal her zu kommen. Wir hoffen, die Strecke in 1 ½ Stunden zu schaffen. Aber Sonjas Spezial Wanderweg mithilfe der Wanderkarte und ihren eingezeichneten Feldwegen nimmt nur eine knappe Stunde Zeit in Anspruch. Meistens sind wir aber den Weg mit der Nummer 2 und 9 gefolgt. Die Strecke war schön gerade, außerdem haben wir „den Berg hintergangen“, eine zweideutige Formulierung, die für diese Abkürzung wie die Faust auf Auge passt. Von dem Weg am Waldrand haben wir sehr lange Blicke auf ein Werk von Gerolsteiner Sprudel mit roten Pfeilen in der Architektur.

Lustigerweise streifen wir die Stelle, bei der ich eigentlich den Wanderweg beginnen wollte, was aber aufgrund von Orientierungsschwierigkeiten – ich schilderte bereits – nicht geklappt hat. Nun sind wir wieder an der Seite des Berges, wo wir zu unserem Rundwanderweg „eingestiegen“ sind. Diese Pferde sehen aus, als ob sie auf eine Fotografin gewartet hätten:

Wir fahren also noch einmal zur Kasselburg mit seinem Adler- und Wolfspark. Mathis und ich erweitern mithilfe von Schautafeln unser Wissen über Wölfe bzw. Canis lupus, während wir durch die Anlagen laufen. Ein paar Wölfe können wir auch erspähen, sie halten sich in der Nähe der Burg oben am Hang auf.

Wölfe:

Klasse Mammalia (Säugetiere)
Ordnung Carnivora (Fleischfresser)
Familie Canidae (Hunde, Wölfe, Koyoten, Schakale und Füchse
Gattung Canis (Hunde, Wölfe, Koyoten und Schakale)
Art Canis lupus

Es gibt aber jede Menge Unterarten zum Wolf, die sich in eurasische und nordamerikanishe Arten aufteilen. Unser Wolf ist der gemeine Wolf (Canis lupus lupus).

Gegen 15 Uhr laufen wir beide beim „Flugplatz“ für den Greifvogel-Verkehr ein, es sind schon viele Leute da. Die Flugshow ist echt sehenswert, wobei wir leider nicht den besten Platz ergattern konnten. Besser steht man vorne vor den Bänken, die extra für die Vorführungen gedacht sind.

Obwohl die Flugshow länger als 45 Minuten dauert, überschneidet sie sich nicht mit der Wolfsfütterung. Man hat genügend Zeit, zu den Gehegen hinunter zu laufen. Der mutige Tierpfleger erklärt im Wolfsgehege stehend, wie die Fütterung ablaufen wird und anderes Wissenswertes. Dann schüttet er einen Schubkarren voller Innereien auf den Waldboden und verschwindet. Zuerst holen sich die Alpha-Tiere, das ranghöchste Paar im Rudel, die besten Bissen. Sie bleiben nicht etwa, wie ich dachte, bei dem Fleischhaufen stehen und fressen so lange, bis sie satt sind, sondern verschwinden mit dem Futter im Maul wieder. Tatsächlich sehen die Alpha-Tiere vitaler und kräftiger aus als die zum Schluss nicht so selbstbewusst heranschleichenden, etwas zerzausten Omega-Tiere. Jedenfalls verstehe ich jetzt, warum Hitlers Lieblingstier der Wolf war. Weg mit den Alten und Kranken, damit das Rudel überlebt. Was im Tierreich gut ist, kann man nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen. Dafür enden Rangkämpfe beim Wolf innerhalb des Rudels nie tödlich, was man vom Menschen nicht behaupten kann. Kämpfe mit anderen Wolfsrudeln können aber dennoch für Einzelne mit dem Tod enden.

Gestern abend las ich in dem Reiseführer HB Bildatlas von einer Mineralquelle „Lindenquelle“ bei Birresborn und den sog. Eishöhlen. Da müssen wir unbedingt hin. Mineralquellen mag ich deshalb so, weil man da mal ganz kostenlos und ungeniert saufen kann und mir das Eisen im kalten Wasser so schmeckt.

Das sieht doch schon mal gut aus, in diesem Quell-Pavillon soll die Quelle sein:

Von außen sieht der lachsfarbene Quell-Pavillon sehr schmuck aus. Aber innen ist die Enttäuschung groß – „kein Trinkwasser“ steht auf einem Schild. Das Quellbecken ist total versifft und sieht absolut unappetitlich aus.

Doch die Enttäuschung ist groß:

Bekannt war die Quelle wohl schon zu römischer Zeit. Damals muss sie schon besser ausgesehen haben. Schriftlich wird das Mineralwasser bereits Ende des 17. Jahrhunderts erwähnt, und 1726 wurde schon mit der Abfüllung des Mineralwassers in Tonkrüge und dem Versand nach Trier, Luxemburg, Aachen und andere Städte begonnen. Das Birresborner Mineralwasser wurde weltweit von 1877 bis 1904 mit Medaillen ausgezeichnet, z.B. in Chicago, London, Amsterdam oder Buenos Aires. Im Jahr 1913 erfolgten Lieferungen sogar nach Süd- und Mittelamerika, China, Indien und in die niederländischen Kolonien. Bis 1958 stieg die Zahl der jährlichen Füllungen auf etwa 7,3 Millionen. Leider musste der Betrieb Anfang der 60er Jahre nach einer Verschüttung der Quelle eingestellt werden.

Der Reiseführer ist wohl auch nicht ganz informiert. Es steht nichts davon, dass die Quelle nicht mehr in Betrieb ist. Der Pavillon wurde 1982 unter Denkmalschutz gestellt. Das Gebäude wurde wahrscheinlich 1824 im Baustil des Klassizismus errichtet. Draußen hui, innen pfui und – so eine tolle Erfolgsgeschichte einer Mineralquelle und die Gegenwart wird so vernachlässigt…

Diese kleine Mineralquellen-Enttäuschung wird hundertfach wettgemacht durch die Birresborner Eishöhlen. Vom Parkplatz aus muss man noch 1,5 km leicht bergauf laufen, was uns langsam ans Ende unserer Kräfte für heute bringt. Die Eishöhlen sind im Gegensatz zur Buchenlochhöhle richtige Höhlen, die man mit einer Taschenlampe erkunden kann. Das sind für uns die allerersten Höhlen in unseren Leben, die man ohne Führer betreten kann und wo kein installiertes Licht den Weg weist. Die Höhlen führen bis zu 40 Meter in den Berg hinein. Obwohl man sich da drin kaum verirren kann, weil es nur einen Weg in den Berg und wieder zurück gibt, ist das Abenteuer pur!

Die Höhlen sind keine natürlichen Gebilde, sie entstanden durch unterirdischen Abbau von vulkanischem Gestein. Die Schweißschlacken, ein vulkanisches Auswurfprodukt aus fest verbackenen Gesteinsbrocken, eigneten besonders gut zur Herstellung von Mühlsteinen, die bis ins 19. Jahrhundert gefragte Produkte waren. Aber nicht jeder ehemaliger Stollen wird zu Eishöhle. Das poröse vulkanische Gestein ist sehr feucht; so wird die Entstehung von Verdunstungskälte begünstigt. Die Eingänge liegen relativ hoch, während die Gänge abwärts führen. So kann die Kaltluft nicht abziehen. Früher kam es bis in den Sommer zur Eisbildung, aber in den letzten Jahren passierte dies nicht mehr. Im Juni ist das Eis meist verschwunden.

Mein Vater geht in jede der drei Höhlen mit der Taschenlampe voran, ich greife mir einen Zipfel seiner Jacke und folge ihm. Mathis macht das Gleiche mit mir. Meine Mutter traut sich nicht und bleibt draußen. Oft muss man seinen Kopf einziehen, manchmal sehr gebückt laufen. Am Ende jeder Höhle bleiben wir stehen, mein Vater macht die Taschenlampe aus. Wir sehen ins absolute Schwarz und hören die Stille, nur das tropfende Wasser von der Decke. Es ist schwierig, bis man das eigene und gegenseitige Geraschel von den Regenjacken endlich abgestellt hat. Ein tolles Erlebnis!

Meinem Vater ist ein irritierendes Foto gelungen:
Was ist vorne und was ist im Hintergrund? Der hell beleuchtete oder der dunkle Felsen?

Im Internet habe ich – wieder zuhause – eine Website entdeckt, wo noch besser ausgeleuchtete und vor allem größere Fotos von Birresborner Eishöhlen zu sehen sind: www.hoefo.de

Der Weg von den Eishöhlen zum Auto zuürck gehen wir beschwingter. Erstens geht es nur noch bergab und zweitens war das Erlebnis als Höhlenforscher einfach aufwühlend spannend.

Wir fahren von Birresborn her nach Gerolstein hinein und entdecken an der Sarresdorfer Str. 51a ein Restaurant namens Schwarzbrennerei. Wir haben durch die viele Wanderei großen Hunger! Die Preise draußen im Schaukasten sind passabel, also wagen wir uns hinein. An der Bar gleich am Eingang ist alles voll besetzt, an den Tischen und Stühlen ist aber noch genügend Platz. Eine Urkunde des Küchenchefs als Gewinner der Koch-Olympiade, die auf dem Gang zur Toilette hängt, verheißt ein leckeres Essen. Und so ist es auch! Ich bestelle ein Rahmschnitzel mit Champignons und selbst gemachten Spätzle. Die Rahmsoße ist superb, ich esse jeden Bissen ganz bewusst und mit Genuss. So langsam habe ich schon lange keine Mahlzeit mehr zu mir genommen. Mathis isst ein Schweinesteak mit Sauce Bernaise und Pommes. Er ist genauso begeistert, besonders von der Sauce. Auch den Eltern schmeckt es vorzüglich. Und zum Schluss für alle noch einen Wacholderschnaps, der gegen Kopfweh helfen soll. Und wie immer in jedem Urlaub – wenn die letzten Tage anbrechen, entdeckt man das beste Lokal. Wenigstens haben wir noch morgen! www.schwarzbrennerei.net

Ein Freitag im Sommer

In jedem Urlaub muss wenigstens einmal Minigolf gespielt werden. Auf der Wanderkarte ist bei der Freizeitanlage Kerpen ein Minigolf-Symbol eingezeichnet, und wir fahren hin. Die Minigolf-Anlage versteckt sich hinter Büschen, die diese ringförmig umzingeln. Aber in dem Holzhäuschen, wo angenommenerweise die Minigolf-Utensilien ausgegeben werden, ist noch niemand. Schade! Mathis und ich überlegen, was so ein einfacher Minigolf-Schläger und ein Ball kostet. Dann könnte man auf solchen frei zugänglichen Minigolfplätzen einfach kostenlos drauflos spielen. Aber wo findet man so etwas überhaupt sonst noch?

Da wir schon eine Woche bei Kerpen wohnen, aber noch nie die Burg aus dem 12. Jahrhundert näher angeschaut haben, tun wir das bei dieser Gelegenheit. Unten auf der Straße sitzt eine total süße, große, wuschelige Mieze an der Straße. Sie weiß wohl, dass wir die richtigen Katzenfreunde für Streicheleinheiten sind und tigert direkt auf uns zu. Wenn es nach der Katze ging, würden wir sie heute noch streicheln. Wir laufen den Berg weiter hoch. Die restaurierte Burgkapelle von 1506 ist geschlossen. Das Standesamt Hillesheim befindet sich sogar in der Burg!

Wieder zurück im Dorf ist auch die Katze wieder da und erwartet nochmals Zuwendung, was wir ihr nicht verweigern können. Zur Erinnerung schießt mein Vater ein Foto von ihr.

Weil ich gestern abend auf der Wanderkarte eine weitere Eishöhle bei Roth entdeckte, müssen wir heute natürlich hin. Meine Mutter stellte das Navigationsgerät im Auto auf Roth bei Prüm. Es gibt mehrere Roths, allen voran das Roth bei Nürnberg. Die anderen Roth-Zusatzbezeichnungen sagen uns alle nichts, aber bei „Roth bei Prüm“ wissen wir, dass es in der Eifel liegt. Das muss es also sein. Nach der Streckenberechnung teilt das Gerät die Entfernung mit: 28 km. Das kommt mir ziemlich weit vor. Ich versuche, den Weg der Navi wieder über die Wanderkarte zu verfolgen und wundere mich schon etwas, als wir weit ausholen und in Auel eintreffen. Ich sage zu allen „Irgendwas stimmt da nicht. Also wenn er da vorne immer noch gerade aus fährt, dann passt was mit der Navi nicht!“ Uns dämmert es, dass wir ein falsches Roth eingegeben haben. Aber gut, dass wir uns nicht ganz blind auf die Navi verlassen haben. Da wir keine Lust haben, das richtige Roth herauszusuchen, stellen wir das Ding einfach auf den Nachbarort Kalenborn-Scheuern ein. Diesen bescheuerten Namen gibt es hoffentlich nicht noch einmal in Deutschland! Hätten wir eigentlich gleich machen sollen.

Bei Roth gibt es nicht nur eine Eishöhle, sondern auch eine Mühlsteinhöhle.Wie gehabt sind wir wieder zu Dritt in beide Höhlen gekraxelt. Eis ist jedoch nicht in der Eishöhle gewesen, wie auf dem Hinweisschild beschrieben. Ist wohl zu warm draußen. Fotos aus der Rother Eishöhle: www.hoefo.de

Meine Fotos aus der Mühlsteinhöhle:

Bessere Fotos: www.hoefo.de

Es soll da auch noch eine Drachenhöhle geben, aber leider haben wir keine Hinweisschilder gefunden. Mathis und ich sind schon seit gestern Abend neugierig auf das in der Karte entdeckte Keltengrab bei Müllenborn. Wir wollen dieses Ziel in einen Wanderweg einbauen und fahren mit dem Auto durch Müllenborn und der Abzweigung nach Oos vorbei in Richtung Scheuern. Gleich neben der Landstraße gegenüber einem kleinen Marienfeldkreuz stellen wir das Auto ab und beginnen auf dem Geo-Weg, aber nur so weit, bis der Wanderweg 6 abzweigt.

Auf dem Weg begegnen mir wieder schöne Bildschirm-Hintergrund-Motive in Form von Kornblumen und Kamille.

Ein Geopark-Schild erklärt an einem Hang ein seltenes Phänomen: Beton ist ein künstlicher Stein und besteht aus einem Gemenge von Zement, Betonzuschlag und Wasser. Ein häufig verwendeter Betonzuschlag ist beispielsweise Kies. Auch in der Natur entstehen betonähnliche Gesteine. Bei kurzen, starken Regenfällen können Gesteinsstücke in Kies oder/und Sandstückgröße zusammengeschwemmt werden. Das Bindemittel, das diese Stücke miteinander verklebt , kann kalkig, tonig oder eisenhaltig sein. In der Geologie heißt ein solches Gestein „Konglomerat“.

Mathis und ich fallen Vergleiche zur Cheopspyramide ein. Die einzelnen Steine sollen ja angeblich auch aus einem künstlich hergestellten, einem gegossenen Stein bzw. Zement hergestellt worden sein. Es wurden schon Haare in den Steinen gefunden. Könnte es hier ähnlich sein? Und dann auch noch ein Keltengrab in der Nähe. Wenn da nicht mehr dahintersteckt! Man weiß ja von den Kelten sehr wenig. Sie könnten zu einer hochentwickelten Kultur gehört haben, die vor unserer europäischen Kultur bzw. vor der Römerzeit und vor der Christianisierung hier auf dem Kontinent sesshaft war.

Fünfzig Meter, nachdem der Wanderweg 6 abgezweigt ist, sieht Mathis auf dem Weg einen absolut auffälligen Käfer umherkrabbeln. Er glänzt prächtig in allen Farben, hauptsächlich gold, grün und orange. Etwas früh für die Disco! Als wir ihn alle belagern, begutachten und fotografieren, denkt sich der Käfer: „Hätte ich doch meine neuen Sachen vom Otto-Katalog nicht gleich angezogen!“ Im Käfer-Fotowettbewerb um das schärfste Bild mit dem größten Käfermaßstab ist meines hervorgegangen:

Bald – nachdem wir an einigen Himbeerbüschen vorbeigekommen sind, kommen wir zum Müllenborner Keltengrab auf Lenzerath. Es ist etwas enttäuschend. Nur ein kleiner unscheinbarer Hügel im Wald.

Ein Feriengast entdeckte 1913 zwei merkwürdige Hügel. Diese wurden untersucht und es stellte sich heraus, dass es tatsächlich Grabhügel aus der Keltenzeit waren. In einem der beiden Gräber wurden ein Eisenreif, Ringe und Kleinteile gefunden. Diese Fundstücke wurden in das Preußische Landesmuseum Berlin gebracht, aber leider sind sie durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen. Die Grabstätten der Kelten wurden je nach ihrer Kultur – entweder Hallstatt oder Latène, ausgestattet. Nachdem sich das Eisen als neuer Werkstoff durchgesetzt hatte, brach eine neue Epoche in Europas Vorgeschichte an. Die ältere Phase der Eisenzeit wurde nach einem umfangreichen Gräberfeld im österreichischen Salzkammergut Hallstattzeit benannt (ca. 800 – 450 v. Chr.), die jüngere Phase nach einem Fundort am Neuenburger See in der Schweiz Latènezeit.

Irgendwie glauben wir nicht, dass das alles war mit dem Hügelgrab und schnuppern neugierig in den Wald hinein (kein Naturschutzgebiet). Tatsächlich finden wir etwas Eigenartiges; an einer Stelle im Wald sind lauter Steine, die nirgendwo anders im Wald vorkommen und die leicht ringförmig angeordnet herumliegen. An einer Stelle an einem Stein vermuten wir eine alte Inschrift. Aber wahrscheinlich hat das alles nichts zu bedeuten, wir hätten’s halt gern so gehabt.

Woran wir auch noch vorbeikommen und was auf der Wanderkarte nicht eingezeichnet war, ist der sog. Felssturz. Ein breites Geröllfeld, schätzungsweise 30 Meter breit und 100 Meter lang. Das Jesuskreuz zeigt entweder an, dass hier schon mal jemand zu Tode gestürzt ist oder es soll weitere Kraxler vor dem Absturz bewahren. Hinter dem großen Fels links neben dem Ast ist noch nicht Schluss!

Weiter geht es auf einem schmalen Weg durch hohes buschiges Farngewächs und dichten Wald.

Irgendwann stoßen wir wieder auf den Geopfad und folgen dem Weg entlang von unzähligen Blaubeerbüschen am Wegesrand. Bald kommen wir wieder an dem Weg vorbei, auf dem der denkwürdige Käfer unseren Weg gekreuzt hat und auf die Felder hinaus, wo das Auto nicht mehr weit ist.

Nach dieser Wanderung greifen wir das Thema Minigolf wieder auf. Auf der Wanderkarte habe ich das Symbol für Minigolf auch in Gerolstein gesehen. Aber weil die Orientierung mit der Wanderkarte bekannterweise schwierig ist, fragt mein Vater an einer Tankstelle nach diesem Minigolfplatz. Der Tankstellenfuzzi will meinem Vater ganz selbstbewusst weismachen, dass es in Gerolstein keinen Minigolfplatz gibt! Zum Glück spricht uns von sich aus noch eine Frau an, die gerade ihr Auto in der Waschanlage hat, und erklärt uns den Weg zum Minigolfplatz. Und tatsächlich: in dem Bungalowpark und Feriendorf „Felsenhof“ ist der Platz. Das Lustige ist, dass dieses Feriendorf von einem Niederländer gegründet worden war und dass sich ausschließlich niederländische Feriengäste auf dem Terrain befinden. Auf dem großen Parkplatz sind wir das einzige Auto ohne gelbes Nummernschild. Alles ist neben deutsch auch in holländisch beschriftet. Wir fühlen uns wie Fremde im eigenen Land, aber es ist eine witzige Erfahrung. Meine Mutter und ich holen uns die Schläger, Bälle und Laufzettel in einem Hotel und bezahlen. Die Angestellte ist natürlich auch eine Holländerin.

„Niet op de banen lopen“ steht auf dem Minigolfzettel; es ist eigentlich Miniaturgolf, was wir spielen. Die 15 Bahnen sind nicht besonders sauber, es liegen viel Steinchen und Biomasse darauf. Aber jeder hat ja mit den gleichen Bedingungen zu kämpfen, also egal. Und bei manchen Bahnen steht das Loch am Ende unter Wasser. Da freut man sich, wenn man eine Sieben hat und den Ball nicht aus dem Loch fischen muss. Die Hindernisse sind oft sehr schwer, man muss den Ball oft über lange Distanzen in kleine Stellen hineintreffen. Also sind die Siebener gar nicht selten. Gott sei Dank! Am Ende bin ich mit meiner Mutter punktgleich mit 68 Punkten, und es gibt ein Stechen. Aus Versehen suchen wir die Bahn aus, wo ich eine Zwei und Mutter eine Sieben hatte. Meine Mutter macht ein zweites Mal Sieben. Und was mache ich? Zwei. Das war kein Glück, das war Können!

Wir haben jetzt einen Bärenhunger an unserem letzten Urlaubsabend und gehen wieder in der Schwarzbrennerei essen. Das Essen ist wieder famos. Diesmal probiere ich das, was Mathis gestern hatte und umgekehrt.

Ein Samstag im Sommer

Langsam geht es heimwärts. Übrigens, der Käse von der Hofkäserei Gröner war so lecker, dass wir als Souvenirs für die zuhause Gebliebenen nur Käse von dort mitgebracht haben.

Die Heimfahrt ist schnell erzählt. Meine Mutter will einmal nach Maria Laach, den Wallfahrtsort in der Nähe von Koblenz. Also machen wir den Abstecher.

Um 10000 v. Chr. entstand durch Vulkanismus der Laacher See und die ihn umgebende Hügelkette. 1093 gründete Pfalzgraf Heinrich II. von Laach das Kloster.

Eine von den wenigen Kirchen mit Paradies, einer Vorhalle vor der eigentlichen Kirche. Sieht man aber auf diesem Foto nicht:

Man hätte mit einem Übersichtsplan mit Infos zu den einzelnen Objekten sich selbst durch die Kirche führen können, aber alle deutschen Exemplare sind schon unterwegs oder vielleicht ein Teil sogar geklaut. Der Stifter der Kirche liegt unter einem Glaskasten, aber nur eine modellierte Nachbildung. Auch wenn der Mann liegt, sehen die Falten seines langen rötlich-orangen Gewandes, das bis zu den Füßen reicht, eigenartigerweise so aus, als ob er stehen würde. Kein angepasster Faltenwurf. Ach so, das Ganze nennt sich Hochgrab und wurde bereits 1270 errichtet.

Ein bekanntes Chorgemälde ist mit dem Bibelvers in Latein versehen:

EGO SUM VIA ET VERITAS ET VITA

Was bedeutet: ICH BIN DER WEG UND DIE WAHRHEIT UND DAS LEBEN.

Normalerweise geht der Vers weiter mit: nemo venit ad Patrem nisi per me, das heißt auf deutsch: NIEMAND KOMMT ZUM VATER, DENN DURCH MICH.

Eingebetet zwischen Klostermauer und Basilika liegt die Klostergärtnerei mit Shop. Wir denken, diese Pflanzen interessieren uns nicht und gehen rasch an ihnen vorbei, weil wir ja eh keinen Platz mehr im randvoll bepackten Auto haben. Doch Mathis entdeckt ein Kaffeepflänzchen bzw. einen Kaffeestrauch „coffea arabica“ für 3 Euro. Bis jetzt haben wir nicht gewusst, dass man so etwas kaufen kann. Die Pflanze hat glänzende Blätter, als ob sie mit einem Lack überzogen wäre, und sieht dadurch einfach schön und ungewöhnlich aus. Sie darf nicht in direkter Sonne stehen, und da haben wir zuhause einige passende Plätzchen.

Ich frage meine Leute, ob es nach Bingen noch weit sei. Eines meiner persönlicher Vorbilder ist ja Hildegard von Bingen. Leider liegen die Klöster nicht gerade auf dem Weg, sie würden einen ziemlichen Umweg bedeuten. Ach ja, es wird schon noch irgendwann klappen.

Mit der Pflanze in der Hand kommen wir auf dem Weg zum Parkplatz an einer Buchhandlung vorbei; sie gehört noch zu dem ganzen Areal der Kirche dazu. Obwohl hier alles erzkatholisch, entdecken wir glatt ein Exemplar von Harry Potter im Schaufenster! Wir nehmen an, dass die Benediktiner, die seit 1892 das Kloster wiederbesiedelt haben, das etwas liberaler handhaben.

Das mit dem Auto und dem Kaffeepflänzchen ist auch kein Problem. Mathis stellt sie sich in seinen Fußraum und kann die ganze Fahrt aufpassen, dass sie nicht umkippt. Auf der Autobahn ist das eh nicht so das Problem.

Wir fahren auf der Autobahn, plötzlich huscht das Ausfahrtsschild „Bingen“ an mir vorbei. Ich bin ganz aus dem Häuschen und quäke: „Hey, hier ist doch Bingen!!“ Meine Leute müssen zerknirscht zugeben, dass sie sich verfahren haben und dass erst recht keine Zeit mehr für die Besichtigung der Klöster bleibt. Grummel!

Zuhause keine besonderen Erlebnisse, mit dem Haus ist alles in Ordnung, nur ein kurzes „Wo ist der Schlüssel?“. Die richtige Stelle in einer Tasche wird schnell wieder gefunden, es fällt ein Stein vom Herz.

Schön war’s!